Geis & Martin forschen weiter
Veröffentlicht am 25. April 2025 0:00
Laufzeit:
1
Stunde
und
5
Minuten
In Folge 25 hat Geis seine Spaßmaschine vorgestellt, eine Tabelle, mit der ihr Magic-Karten auf Spaß für euch bewerten könnt. Und heute präsentieren wir die zweite Version dieser Maschine, die noch besser auf euch und eure Spielvorlieben eingestellt werden kann. Martin testet die Maschine im Podcast und wir bewerten Karten die uns Spaß machen – und eine, die uns keinen Spaß macht. Was die Maschine dabei ausspuckt? Das hört ihr in dieser Folge.
Diesmal mit

Geis

Martin
- Shownotes
- Common Cause - A Pauper to the People Tournament
- Martins Commander-Deck "A boy and his counterpart"
- Timmy, Johnny, and Spike Revisited | MAGIC: THE GATHERING
- Spaßmaschine 1.0
- Spaßmaschine 2.0
- Bearer of Glory · Tarkir: Dragonstorm (TDM) #4 · Scryfall Magic The Gathering Search
- Dirgur Island Dragon // Skimming Strike · Tarkir: Dragonstorm (TDM) #40 · Scryfall Magic The Gathering Search
- Winter Orb · Secret Lair Drop (SLD) #1486 · Scryfall Magic The Gathering Search
- Goddric, Cloaked Reveler · Wilds of Eldraine (WOE) #132 · Scryfall Magic The Gathering Search
- Sidisi, Brood Tyrant · Commander Masters (CMM) #355 · Scryfall Magic The Gathering Search
Hallo ihr beiden Forscher,
da ich einerseits magicbegeistert und andererseits recht „fit“ in der empirischen Sozialforschung bin, möchte ich gern etwas Feedback zur Spaßmaschine 2.0 dalassen.
Zunächst möchte ich unbedingt festhalten, dass ich die Idee, den individuellen Spieltypen in die Berechnung zu berücksichtigen, sehr gut finde. Das macht auf jeden Fall Sinn!
Die Ermittlung der prozentualen Aufteilung der Typen ist jedoch mitunter schwierig. Hier geht es zum einen um die Eindeutigkeit der Indikatoren. Indikatoren wie „Ich spiele Karten, weil sie cool aussehen oder einen epischen Moment erzeugen können.“ sind immer schwierig, weil sie zwei Sachverhalte messen. Was kreuzt jemand an, der dem ersten Sachverhalt zustimmt und dem zweiten nicht (oder umgekehrt)? Daher sollten Indikatoren immer nur einen Sachverhalt messen. Zum anderen ist die Skalenbereite zu hoch. Zehn Abstufungen sind für Poband*innen kaum greifbar. Wie unterscheidet sich qualitativ eine 3 von einer 4? Daher nimmt man in der quantitativen Forschung zumeist nur eine 5er- oder maximal eine 7er-Skala zur Hand. Übrigens: Es spielt kaum eine Rolle, ob die Anzahl der Ausprägungen gerade oder ungerade ist. Ich würde eine 5er-Skala empfehlen.
Was eventuell noch zu ergänzen wäre, ist eine individuelle Gewichtung der Indikatoren (ähnlich dem Wahl-o-Maten). So könnte ja jemand das Beschwören fetter Seeschlangen für absolut notwendig halten, um Spaß am Tisch zu haben.
Nun zur Abfrage der Kartenwerte: Hier schließe ich mich Martin an. Es ist ein Fortschritt, dass auf objektive Tatbestände rekurriert wird statt auf individuelle Interpretationen. Dies sollte meiner Meinung nach noch verdeutlicht werden. So könnten etwa Erklärungen und sog. Ankerbeispiele helfen, um strittige Kriterien wie z. B. auf das Provozieren diverser Interaktionen (Reaktion der Gegner*innen) zu klären.
Weiterhin sollte man mal darüber nachdenken, ob die Skala inhaltlich valide ist. Sind also wirklich die wichtigsten Faktoren, die Spaß erzeugen, in der Liste verarbeitet worden? Das könnte man am besten mit einem Delfi bestimmen – oder aber mit der eigenen Community, um es praktikabel zu machen. Wäre das vielleicht eine Sache für den Discord?
Als nächstes müssen wir über die Skalierung sprechen. Hier werden metrische Skalen (z. B. Anzahl gezogener Karten), Ordinalskalen (z. B. Seltenheit der Karten) und dichotome Nominalskalen (z. B. Unterdrückung des Spielgeschehens) miteinander gemixt und aufaddiert. Da kriegt der Statistiker in mir (noch mehr) graue Haare. Man könnte überlegen, alle Skalen in Ordinalskalen zu verwandeln. Zudem sind dichotome Nominalskalen häufig zu problematisch und wenig aussagekräftig, weil sie eben nur „an“ oder „aus“ kennen, aber keine Bereiche dazwischen. Wenn ihr mögt, denke ich da gerne mal in Ruhe drüber nach.
Die Errichtung von Ordinalskalen hätte auch den Vorteil, dass Karten auch beurteilt werden könnten, die jetzt mehr als problematisch sind. Dies betrifft vor allem die X-Spells, wie Hydren (als kleine oder große Kreaturen) oder wie der Spruch „Geniale Anwandlung“ (wie viele Karten gezogen werden ist nicht zu beantworten, wenn die Skala metrisch ist, weil es ja darauf ankommt, wie viel Mana man zahlt bzw. zahlen kann).
Das wären meine ersten Rückmeldungen. In der Summe halte ich das Projekt für super-spannend und ich bringe mich da gerne ein. Aber „handwerklich“ hat die Spaßmaschine noch ein paar Ruckler – zumindest meiner Meinung nach.
Viele Grüße
Andreas
P.S.: Das Käptn Blaubär-Buch ist übrigens längst gelesen und für wunderbar erachtet worden. Zu meiner Idee, ein Scheibwelt-Deck zu bauen, gibt es jedoch keine Fortschritte. Ich gestehe: Jetzt brauche ich Deck zu Deadpool. Die anderen Marvel-Charaktere haben mich kalt gelassen. Aber bei Deadpool bin ich schwach geworden.
Moin!
Tollen sozialwissenschaftlichen Senf (natürlich Bautz‘ner!) kann ich leider nicht dazu geben, aber ich mache mir öfter Gedanken darüber, was in Magic *keinen* Spaß macht. Und das passt teilweise dazu, wie ihr Karten bewertet, teilweise auch nicht. Also…
1. Was mir Spaß macht, muss nicht zwangsläufig Gegnern Spaß machen. Counterspells zum Beispiel. Oder mit einem kopierten „Rückruf“ zwei fette angreifende Drachen für 1U auf die Hand zurückschicken. Oder eine tolle Combo oder einen kopierten Riesen-Burn-Spell aus dem Nichts zu zaubern. Oder oder oder.
2. Ressourcen zu verlieren macht keinen Spaß. Wenn mir der Sonnenring zerschossen wird und ich dann zwei Runden lang nicht spielen kann, weil meine Starthand nicht mehr funktioniert. Dazu zählt auch das berüchtigte Mass Land Denial / Destruction. Ich bin persönlich auch kein Fan von Discard-Effekten. Und: Welchen Wert hat eigentlich ein Counterspell? o_O
3. Variation von 2.: Ressourcen stehlen macht keinen Spaß. Besonders, wenn eine Lieblingskarte weg ist. Das ist noch viel schlimmer als sie nur zu zerstören, weil der Gegner sie ja dann gegen einen selbst verwendet und damit einen Teil meiner Identität entwendet hat.
4. Wenn alle auf einen gehen, macht es keinen Spaß. Sei es, weil der Spieler tatsächlich die größte Bedrohung ist, sei es, weil die Mitspieler Rache üben wollen oder unerfahren sind.
5. Hilflos sein macht keinen Spaß, zum Beispiel, weil das Board zu groß ist oder weil der Gegner nur Kreaturen mit Todesberührung draußen hat. Das gilt auch für Fluchsicherheit und Konsorten. Wenn man das Gefühl hat, nicht dagegen anzukommen, stellt sich schnell Frust ein.
6. Boardwipes machen (mir) keinen Spaß. Dann ist zwar das Spielfeld wieder zurückgesetzt, aber ggf. dauert das Spiel dann noch mal eine Stunde länger.
7. Wenn wichtige Kernelemente meines Decks unbrauchbar gemacht werden – beispielsweise der Commander. Besonders schlimm, wenn der Commander durch eine Verzauberung unbrauchbar geworden ist und ich ihn für den Rest des Spiels nicht mehr gebrauchen kann. Eigentlich auch eine Variante von Ressourcen verwehren.
8. Eldrazi. Ich finde, ihr solltet noch die Frage ergänzen: Ist die Karte ein Eldrazi. 😉
9. Unübersichtliche Spielfelder. Wenn ich komplett den Überblick verloren habe, was meine Gegner draußen haben, was ihre Schlüsselkarten sind, wen ich angreifen kann usw. Das wäre für mich der Punkt, an dem ich Punkt 6. außer Kraft setzen würde. Und ich bin nun wirklich nicht der Timmy, der von 3 Textzeilen eingeschüchtert ist!
10. Lange, lange Züge. Sei es, weil ein Spieler unerfahren ist, sei es, weil er seine Bibliothek 3 x durchsuchen muss. Aber für mich sind Decks, die zu viele Synergien haben, einfach zu anstrengend. Wenn ein Spieler minutenlang seine ganzen Trigger verwaltet und alle vor Langeweile aufstöhnen, macht es wirklich keinen Spaß mehr. Der Commander Kompass rantet ja gern mal über Jeskai-Decks, weil die ewig brauchen, aber wenig machen.
Ich weiß, einige Sachen habt ihr schon aufgenommen (Verlangsamen die Karten das Spiel? Hindern sie andere am Spielen?) und manche Sachen sind auch sozial bedingt, haben also nichts mit der Karte zu tun. Aber ich finde die Unterscheidung, *wem* diese Karten Spaß machen, auch nicht ganz unwichtig. Ich überlege mir bei Karten, die ich spielen will, zum Beispiel immer, ob ich die gern gegen mich selbst sehen würde und ob meine Mitspieler danach noch mit mir spielen wollen. Wenn ich das mit Nein beantworte, spiele ich die Karte auch nicht. Ich gebe zu, ich bin auch eher der Bracket 2 bis -3-Spieler, aber ich will auch ein faires und entspanntes Spiel sehen.
Vielleicht findet ihr ja noch einen Aspekt, den ihr aufnehmen könnt!
Viele liebe Grüße
Paul
PS: Noch zwei Sachen, die Spaß machen: Auf Zonen außerhalb des Spielfeldes zugreifen, z.B. Friedhof oder Exil. Und: große Dinge ins Spiel cheaten, zum Beispiel mit dem Elfischen Pfeifer.